Wie kommt Geld in die Welt? Und warum darf es nicht sterben?

Wir alle benutzen Geld jeden Tag. Wir alle akzeptieren Geldscheine, Geldmünzen oder Kontoeingänge als Bezahlung für unsere Arbeit oder für verkaufte Güter. Auch sehen wir es als selbstverständlich an, dass unser Gegenüber die ebenfalls tut.

Wir nehmen Geld als Statussymbol war. Wer viel Geld hat, der kann sich viel kaufen und wird daher als „reich“ angesehen. Wer reich ist, der möchte natürlich reich bleiben und denkt daher auch darüber nach, wie er sein Geld am besten für sich „arbeiten“ lassen kann.

Bei denjenigen die wenig Geld haben, kreisen die Gedanken eher darum, wie Sie sich das nötigste noch leisten können.

Alle machen sich also Gedanken um das „liebe“ Geld!

Aber hat sich schon jemand einmal Gedanken darüber gemacht, wo das Geld eigentlich herkommt?

Kann der- oder diejenige, der das Geld herstellt, einfach so nach Belieben Geld herstellen?

Gibt es dafür Regeln?

Wenn ja, wer legt diese fest?

 

Woher kommt nun das Geld?

Wenn man so zu überlegen beginnt, kommt man sehr schnell zu einem Punkt, wo es nicht mehr weitergeht bzw. man sich im Kreis dreht.

Ein Beispiel:

Kai möchte sich ein Auto kaufen. Auf seinem Bankkonto liegen € 5.000,-- (5 T€). Wie kommen diese 5 T€ aber dort hin?

Er könnte es sich von seinem Gehalt abgespart haben. Er hat das Geld also von seinem Arbeitgeber bekommen.

Aber woher hatte sein Arbeitgeber das Geld, dass er Kai auf sein Konto überwiesen hat?

Er hat es wahrscheinlich aus dem Verkauf von Waren oder Dienstleistungen erhalten. Der Käufer der Ware hat dem Verkäufer (dem Arbeitgeber von Kai) also Geld für die Ware gegeben.

Woher hat nun aber der Käufer der Ware wieder das Geld für den Kauf der Waren?

Usw….

 

Wenn Geld einmal im Umlauf ist, dann sieht es so aus, als wenn es sich im Kreis dreht.

Man kennt den Spruch: "Geld verschwindet nicht, es hat nur ein anderer!"

 

Kommt das Geld vielleicht von der Zentralbank?

Aber wie bringt diese das Geld zu den Unternehmen oder Privatpersonen?

Hat schon jemand Mitarbeiter der Zentralbank dabei gesehen, wie sie umherfahren und Geld verteilen?

Ich denke nicht. Es muss also irgendwie anders funktionieren.

 

Die Zentralbank gibt den Geschäftsbanken einen Kredit. Nur dieses Geld von der Zentralbank kann als richtiges Geld bezeichnet werden. Über die Kreditlinie bei der Zentralbank kann die Geschäftsbank Banknoten und Münzen von der Zentralbank beziehen und an Ihre Kunden auszahlen.

 

Was fällt hier auf?

Die Zentralbank gibt einen Kredit!?

Ja, durch den Kredit der Zentralbank an die Geschäftsbanken erschafft die Zentralbank Zentralbankgeld.

 

Wichtig:

Geld kommt also als Schuld in die Welt. Ohne Schulden gäbe es kein Geld! (Diese Erkenntnis wird noch einmal sehr wichtig!)

 

Was wäre nun, wenn ich Ihnen sagen würde, dass nur ein geringer Teil des gesamten Geldes (Oder was wir als Geld bezeichnen) von der Zentralbank kommt!

Ja, Sie haben richtig gelesen. Nur ein geringer Prozentsatz des Geldes kommt von der Zentralbank.

Aber woher kommt dann das restliche Geld?

 

Wie stellen wir uns das Geschäftsmodell einer Geschäftsbank vor?

Die Bank kämpft am Markt um das Geld der Kunden, um von Ihnen Ihre Ersparnisse zu erhalten.

Soll heißen: Der Kunde soll der Bank Geld geben (Sparbuch, Kontoguthaben), damit die Bank damit „arbeiten“ kann.

Diese Logik wird uns von Kindheit an antrainiert. Bring Dein Erspartes zur Bank. Dort vermehrt es sich und die Bank kann dann Kredite vergeben, welche von der Wirtschaft benötigt werden.

 

Aber:

Benötigen die Banken nun wirklich die Einlagen der Sparer um Kredite vergeben zu können?

 

Reduzieren wir die Komplexität dieses Themas etwas.

Stellen Sie sich vor es gäbe nur eine Geschäftsbank.

Dies würde bedeuten, dass wir alle unsere Bankkonten bei dieser Bank haben.

Stellen wir uns nun weiter vor, dass diese Bank noch keine Einlagen von Kunden erhalten hat und auch noch keine Kredite vergeben hat.

 

Nach unserer antrainierten Logik könnte nun diese Bank keine Kredite vergeben.

Richtig?

Falsch!

 

Was macht die Bank, wenn nun ein Kunde zu Ihr kommt, um nach einem Kredit für einen Hauskauf anzufragen?

Die Bank gewährt dem Kunden (nach den üblichen Überprüfungen) den Kredit für den Kauf. Sie eröffnet nun ein Kreditkonto für den Kreditnehmer. Weiters hat der Kreditnehmer ja auch ein Girokonto bei unserer Bank. Wenn die Bank den Kredit nun zuzählt, dann wird das Kreditkonto des Kunden belastet (zB.: 200.000,--) und der Betrag auf das Girokonto des Kunden gutgeschrieben. Der Kunde hat nun einerseits ein Kreditkonto mit einem Kontostand von – 200.000,-- und ein Girokonto mit einem Kontostand von 200.000,--. In Summe also 0,--. Die Bank hat nun eine Forderung (den Kreditbetrag muss er ja wieder zurückzahlen) gegen den Kreditnehmer von 200.000,-- und eine Verbindlichkeit (Über sein Kontoguthaben kann der Kreditnehmer ja frei verfügen) ebenfalls gegenüber dem Kreditnehmer von 200.000,--. Nun bezahlt der Kreditnehmer mit dem Guthaben auf seinem Girokonto den Verkäufer des Hauses. Das Geld wandert also vom Girokonto des Kreditnehmers auf das Girokonto des Hausverkäufers.

 

  • Der Kreditnehmer hat nun also noch den Kredit bei der Bank und das Haus.
  • Der Verkäufer des Hauses hat nun auf seinem Girokonto das Geld für den Hausverkauf.
  • Die Bank hat weiterhin eine Forderung gegenüber dem Kreditnehmer und eine Verbindlichkeit gegenüber dem Verkäufer des Hauses.

 

Woher hatte die Bank nun das Geld um dem Kreditnehmer einen Betrag von 200.000,-- auf seinem Konto gutzuschreiben?

 

Die einfache, nicht verständliche und zunächst schockierende Wahrheit ist:

 

Die Bank hat das Geld selbst geschaffen. Dieses Geld gab es vor der Kreditgewährung nicht!

 

Ich denke, dass das Gelesene nun erst einmal nachsitzen muss. Daher beende ich hier den Eintrag und freue mich auf Kommentare, wo wir das Thema gerne vertiefen können. Natürlich auch gerne den zweiten Teil des Titels ;-).

 

Ich wünsche Euch viel Spaß beim Nachdenken über das Gelesene.

 

Bis bald.

 

Stefan


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Kommentare: 3
  • #1

    Silvan (Freitag, 15 Mai 2015 20:21)

    Sehr guter Artikel

  • #2

    Silvan (Freitag, 15 Mai 2015 20:23)

    Hallo Stefan,

    ich hab eine Frage:

    Wie lange dauert es noch bis zum Systemcrash?
    Was genau passiert dabei? Wird das Geld wertlos?

    Was passiert mit Hausbesitzern deren Haus auf Kredit gekauft ist?


    MFG Silvan

  • #3

    Stefan (Montag, 18 Mai 2015 10:58)

    Hallo Silvan,

    freut mich, dass Dir der Artikel gefällt.
    Wann der Systemcrash passiert kann man nicht sagen. Ich dachte bis vor ein paar Monaten, dass es eher früher sein wird als später.
    Doch die Notenbanken scheinen wirklich alles zu tun, um das ganze hinauszuzögern.
    Die Fallhöhe wird dadurch aber immer größer.
    Wahrscheinlich wird es über eine Währungsreform ablaufen (Inflation scheint man ja nicht hinzubekommen).
    Es werden dann Schulden und Vermögen gestrichen und dadurch das System wieder auf 0 gesetzt. Eine neue Recheneinheit wird eingesetzt (Euro weg, was neues her). Das System dürfte aber gleich bleiben.
    Ob die Schulden bei jedem gleich gekürzt werden, wage ich zu bezweifeln.

    Da das Haus seinen Wert eher (Sachwert) beibehalten wird und zumindest ein Teil der Schulden wegfallen würden, wäre das für den Hauskäufer auf Kredit eher ein Vorteil.

    lg
    Stefan